EuroCrash - der noch unbekannte und fatalste Fehler des Euros
Der Euro ist nach dem - grundsätzlich sinnvollen - modernen Geldsystem des Fiat Money konzipiert, das aber nur zusammen mit einer Sozialen Marktwirtschaft funktioniert. Die Soziale Marktwirtschaft zeichnet sich nach richtigem, grundlegendem Verständnis durch geordnete, geregelte Märkte aus. Darin besteht ihre Hauptgrundlage. In der öffentlichen Meinung wird die Soziale Marktwirtschaft oft fälschlich mit einem Sozialstaat gleichgesetzt. Jedoch stellen in der Sozialen Marktwirtschaft vor allem die geordneten, geregelten Märkte sicher, dass Wettbewerb mit Hilfe des Rechts auf ein für alle, auch kleinere Teilnehmer faires Spiel begrenzt wird. Ruinöser Wettbewerb soll somit ausgeschlossen werden. Zugleich wird nur so erreicht, dass keine Unternehmen oder Personen zu viel Marktmacht und damit zugleich politische Macht für ihre Interessenpolitik erlangen können. Haben sie zu viel Macht erlangt, können sie sich durch Lobbyismus weitere unfaire Vorteile auf Kosten der Allgemeinheit verschaffen, indem sie die Spielregeln für sich verändern. Durch die Ordnung der Märkte wird das in der echten Sozialen Marktwirtschaft verhindert und so die Produktionsfaktoren Boden, Arbeit und Kapital im Gleichgewicht gehalten. So kann jeder vom Boden (z.B. der Landwirt), von seiner Arbeit (Arbeiter, Angestellte, Selbständige und Mittelstandsunternehmer) und von seinem gesparten Kapital im gegenseitigen Einklang leben. Die Politik erhält diese Ordnung beständig aufrecht, um das Gemeinwohl der Bürger und Bürgerinnen zu erhalten und zu mehren, indem sie das Gleichgewicht der Märkte erhält. Liberalisierte Märkte beseitigen Ordnung und Regeln. Sie führen so zur Anarchie und in der Folge zur Herrschaft der Stärksten anstelle der Herrschaft des Rechts. Es entsteht eine bedrohliche Gier nach immer mehr, und eine Zockermentalität, die zur gefährlichen Konzentration von Marktmacht und Geld führt, wodurch wiederum erfolgreicher politischer Lobbyismus ermöglicht wird, der zu noch mehr Marktmacht führt, usw.
Im älteren, gedeckelten Geldsystem war die Gesamtgeldmenge durch Anknüpfung z.B. an tatsächlich vorhandene Goldvorräte begrenzt. Dies führte in der Vergangenheit dazu, dass mit voranschreitender Konzentration von Marktmacht und Geld in liberalisierten Märkten bei wenigen den vielen immer weniger Geld zur Verfügung stand. Hatten auf einer einsamen Insel ursprünglich vier Personen jeder die gleiche Geldmenge zum Start bekommen, hatte eine Person Geld gespart, die anderen aber ihr Geld ausgegeben. Dann hat der Sparer schließlich alles Geld als Sparvolumen erlangt. Er hat als Unternehmer nicht investiert, da keine Nachfrage seitens der drei anderen Personen gegeben ist, und die anderen drei Personen haben keinen Kredit vom Sparer bekommen, weil sie nichts mehr besitzen, was sie als Gegenwert für das ausgeliehene Geld dem Sparer hätten geben könnten. Allgemein gilt: Während also in einer Volkswirtschaft mit begrenzter Geldmenge, also mit "gedeckeltem" Geldsystem wenige das Geld horten, fehlt es den anderen, um ihre Bedürfnisse zu befriedigen. Somit gibt es immer weniger Nachfrage, in der Folge immer weniger Investitionen, Unternehmerlohn und Arbeit, immer ungleichere Verteilung. Diese Abwärtsspirale setzt sich immer weiter fort. Die Realwirtschaft kommt zum Erliegen. Daher ist es zwingend notwendig, dass sich entweder die privaten Haushalte und/oder die Unternehmen verschulden und/oder ersatzweise der Staat diese Aufgabe übernimmt, damit die Wirtschaft wachsen kann. Die geschichtliche Alternative war meist Hunger und Not, und in der Folge Krieg und/oder Revolution. Übrigens wird ein gedeckeltes Geldsystem von manchen Staaten auch heute noch verwendet.
Weil es aber in einer Marktwirtschaft, auch in der Sozialen Marktwirtschaft, immer zu Fehlverteilungen von Einkommen und Vermögen kommt, wurde das Geldsystem des Fiat Money erfunden. Das Geldsystem des Fiat Money wird nicht an eine Ware wie z.B. Gold gekoppelt, bei dem die Geldmenge nur durch Schürfen von neuem Gold wachsen kann. Vielmehr wird die Geldmenge an das Wirtschaftswachstum (an das Bruttoinlandsprodukt, BIP) gekoppelt. Somit steht grundsätzlich neues Geld zur Verfügung, um neue wirtschaftliche Aktivitäten zu finanzieren, auch wenn das bisher vorhandene Geld von wenigen gehortet wird. Das Entstehen neuen Geldes ist auch in Ordnung, wenn dieses neue Geld einem Gegenwert an realer Wirtschaftsleistung entspricht. So kann durch Wirtschaftswachstum weiterhin der Wohlstand der gesamten Bevölkerung gemehrt werden. In unserem Flat Money System (DM, Euro, heutiger US-Dollar) wird das dadurch erreicht, dass durch die Aufnahme eines Darlehens bei einer Geschäfts- bzw. Privatbank neues Geld entsteht. Die Geldmenge wächst durch den Darlehensbetrag. Die Bank macht auf der Aktiv- und Passivseite ihrer Bilanz eine Erweiterung in Höhe des Kreditvolumens, also in Höhe des Darlehens. Damit wächst die Geldmenge um die Höhe des aufgenommenen Darlehensbetrages. Bei der Bank wächst das Bilanzvolumen, es steigt um den Betrag an. Es entsteht Giralgeld aus Bits und Bytes, was jederzeit in Bargeld umgetauscht werden kann. Wird das Darlehen getilgt, dann wird die Bilanz um den jeweiligen Tilgungsbetrag auf der Aktiv- und Passivseite der Bilanz wieder um diesen Anteil verkürzt und das Geld dem Wirtschaftskreislauf wieder entzogen, also wieder vernichtet. Das Darlehen wurde z.B. für Unternehmensinvestitionen, für Konsum oder ähnliches verwendet und hat damit die gesamtwirtschaftliche Wirtschaftsleistung gemehrt, hat also Arbeit und Wohlstand hervorgebracht. Ein Problem ist, wenn das Darlehen nicht mehr getilgt werden kann. Dann bleibt die nicht getilgte Geldmenge im Wirtschaftskreislauf und belastet das System mit zusätzlichen Zinsen. Ca. 95 % aller Kredite laufen über die beschriebene Geldvermehrung, nur ca. 5 % der Darlehen werden direkt aus dem Sparvolumen, also ohne Geldvermehrung, finanziert.
Ein noch viel größeres Problem für das Geldsystem des Fiat Money entsteht aber, wenn die Soziale Marktwirtschaft zugunsten einer kapitalistischen, angebotsorientierten Politik mit liberalisierten Märkten, vor allem Finanzmärkten, aufgegeben wird. Dies ist seit den achtziger Jahren des vergangenen Jahrhunderts, ursprünglich ausgehend von den politischen Initiativen des früheren US-Präsidenten Reagan und der früheren britischen Premierministerin Margaret Thatcher, immer stärker der Fall.
In offensichtlicher Unkenntnis über die katastrophalen Wechselwirkungen zwischen Fiat Money Geldsystem und angebotsorientierter Theorie mit ihren liberalisierten Märkten wurde trotz des bestehenden Fiat Money Geldsystems aber diese Theorie politisch schließlich auf beiden Seiten des Atlantiks zu hundert Prozent etabliert. Spätestens mit dem Vertrag von Maastricht 1992 wurde die Verankerung der Wirtschaftspolitik der angebotsorientierten Theorie mit ihren liberalisierten Märkten im Recht der Europäischen Union abgeschlossen. Die geplanten transatlantischen Freihandelsabkommen wie TTIP und CETA gehen in die gleiche, falsche Richtung bedingungsloser Liberalisierung der Märkte. Was ist daran falsch?
Der Trick des Fiat Money Geldsystems besteht ja darin, dass für neue, wertschöpfende, realwirtschaftliche Wirtschaftsaktivitäten neues Geld erzeugt und erlangt werden kann. Voraussetzung für sein Funktionieren ist aber die Bindung an neue realwirtschaftliche Aktivitäten, denn nur so besteht für das neu geschaffene Geld auch ein reeller Gegenwert. Und nur so wird das Geldsystem nicht zerstört.
Durch die Einführung des Fiat Money Geldsystems kann bei vorhandenem realem Wirtschaftswachstum und dementsprechender neuer Geldschöpfung die Situatution grundsätzlich vermieden werden, dass wegen Hortung der vorhandenen Geldmenge bei wenigen Geizhälsen keine ausreichende Nachfrage mehr entstehen kann. Dies setzt aber voraus, dass die neu geschöpfte Geldmenge auch tatsächlich in die Realwirtschaft fließt und grundsätzlich auch nur dafür neu geschaffen wird. In der bei uns jetzt bestehenden angebotsorientierten Volkswirtschaft mit liberalisierten Finanzmärkten kommt es jedoch bei fallender Gesamtnachfrage zu höheren Renditen auf den ungezügelten bzw. liberalisierten Finanzmärkten, als in der Realwirtschaft. Folglich wird auch(!) das neu geschöpfte Geld nicht mehr für realwirtschaftliche Aktivitäten verwendet, sondern für abstruse Wetten auf den Finanzmärkten. Dadurch erhöht sich die Geldmenge ohne Wohlstandsmehrung, da das Geld nicht mehr für die Produktion von Waren und Dienstleistungen verwendet wird. Deshalb entsteht auch keine Inflation trotz Geldmengenerhöhung, anders als die Geldtheoretiker annehmen (Monetaristen). Die Voraussetzung für ein funktionierendes Fiat Money Geldsystem, der Zusammenhang zwischen volkswirtschaftlicher realer Wertschöpfung und Geldschöpfung, geht verloren. Dadurch, dass die neu geschaffenen Geldmengen wegen der höheren Renditen auf die Finanzmärkte fließen, aber nicht in die Realwirtschaft, läuft ein ähnlicher Prozess wie beim gedeckelten Geldsystem ab, jedoch verschlimmert sich noch die Fehlallokation, d.h. falsche Verteilung von Einkommen und Vermögen durch riesige Finanzblasen. Es kommt schließlich wie beim gedeckelten Geldsystem aus Geldmangel in der Realwirtschaft zur Deflation - mangels den Massen fehlenden Geldes sinken die Preise für Waren und Dienstleistungen. Die Gesamtnachfrage nach Gütern und Dienstleistungen fällt, weil die Renditen durch ein spekulatives Angebot von Geld auf den Finanzmärkten stetig ansteigen. Das Geld wandert also dorthin und wird der Realwirtschaft entzogen. Damit steigt die Rendite auf den Finanzmärkten und es kommt zur Finanzblasenbildung. Inflation kann trotz riesiger Geldmengen nicht entstehen, weil diese nicht in die Realwirtschaft fließen. Sie kann nur durch Angebot und Nachfrage nach realen Gütern und Dienstleistungen entstehen. Es wird also in der Realwirtschaft noch weniger verdient, investiert und konsumiert. Die Preise sinken noch weiter, und die Fehlallokationen von Einkommen und Vermögen steigen sprunghaft an. Die Realwirtschaft, die die Grundlage jeglichen Geldwertes bildet, kommt so zum Erliegen.
Durch diese Politik kam es in den vergangenen Jahren insbesondere vor dem Crash in 2008 zu riesigen Geldmengenerhöhungen im Wirtschaftskreislauf. Das Geld wurde nicht verbrannt, wie es die Politik uns suggerieren wollte, sondern es wanderte auf Konten Dritter. Weil die Kredite platzten und somit die Schuldner nicht mehr in der Lage waren, die Kredite zurück zu zahlen, bleibt das Geld für immer im Wirtschaftskreislauf, weil es nicht mehr durch Tilgung ausgebucht werden kann. Um einen Zusammenbruch des Euros zu verhindern, wurden die faulen, geplatzten Kredite vom Staat abgesichert. Sie sind dadurch zwar theoretisch wieder aus dem Wirtschaftskreislauf durch Tilgung von Staatsschulden ausbuchbar, aber auf Kosten der Bevölkerung. Gleichzeitig war dies eine Einladung, künftig weiter hochriskante Finanzgeschäfte zu betreiben, da Schulden sozialisiert, die Gewinne aber privatisiert wurden.
Der grundlegende Fehler in der Gestaltung der Wirtschafts- und Währungspolitik, nämlich das Fiat Money Geldsystem des Euros, aber ebenso des US-Dollars, gemeinsam mit der angebotsorientierten Wirtschaftspolitik und ihren liberalisierten Finanzmärkten, ist von allen der gravierendste. Er führt insbesondere die Eurozone der Europäischen Union in den wirtschaftlichen Ruin und zum Ende des Euros.
In "Soziale Marktwirtschaft statt Kapitalismus - Von der Volkswirtschaft und vom Gelde" werden nicht nur diese Zusammenhänge von den Autoren erstmals ausführlich erklärt, sondern auch mögliche Lösungen aufgezeigt.
Die Politik ist dringend aufgefordert, die falsch eingeschlagene, ideologische wirtschaftspolitische Ausrichtung zu korrigieren. Für die Zukunft kann nur eine wirkliche Soziale Marktwirtschaft mit regulierten Produktionsfaktoren, bzw. geordneten Märkten und dem regulierten Fiat Money Geldsystem den Wohlstand für alle Bürger wieder herstellen und so die Demokratien festigen.
Daher fordern die beiden Autoren, das Geldsystem des Fiat Money wieder mit der Sozialen Marktwirtschaft zu fahren und erklären dieses ausführlich in Ihrem Buch
- Reiner Oppitz und Martin Weigele, „Soziale Marktwirtschaft statt Kapitalismus – Von der Volkswirtschaft und vom Gelde“, BoD-Verlag, November 2014, 408 Seiten. Es ist erhältlich als:
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